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S&T Hochwürden
Anmeldedatum: 07.08.2005 Beiträge: 9902 Wohnort: Gehenna
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Verfasst am: 27.12.2015 17:04 Titel: Klingen- und Werkzeugbescheidwisser gefragt... |
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Wir haben ja doch den Einen oder Anderen hier, der schon das Eine oder Andere gesehen hat... Mir ist da was zugelaufen...
Bezeichnet war es als "Fleischerbeil", angesichts der Klingenform sowie der recht eindeutig erkennbaren Nagelkerbe kann das aber nicht zutreffend sein.
Länge über alles ist 38cm, die Klinge selbst ist etwa 22cm lang und 9,5cm hoch. Der Klingenrücken zeigt Schlagspuren und ist hinten gut 8mm stark, verjüngt sich aber vom Griff zum vorderen Ende etwas. Geschliffen ist die Klinge nur einseitig, was auch eher für einen speziellen Einsatzzweck spricht.
Es gibt eine Schmiedemarke, drei Quadrate mit Zackenrand, in denen jeweils die Buchstaben "PS" stehen, oder "RS", wenn man den unteren S-Schwung als R-Abstrich sehen will.
Offensichtlich wurde die Klinge mit einem Lack o.ä. gestrichen, es gibt Läufer und Abblätterungen.
Ich denke an sowas wie ein "Schindelmesser", wobei die mir bisher bekannten Varianten einen Griff 90° zur Klinge haben.
Je nachdem, was ich über das Ding rausfinden kann, möchte ich einen neuen Griff anfertigen (ich hab da noch etwas Wenge rumliegen...), die Klinge optisch restaurieren oder evtl. sogar wieder "einsatzfähig" machen.
Ob sich der rostige Eisenklumpen allerdings sinnvoll schleifen und ggf. härten lässt, fällt mir schwer einzuschätzen. An der Nagelkerbe siehts zudem aus, als gäbs da einen Riß... _________________ Being on a bike you sculpted yourself is a sense of achievement, mechanical symphony of parts working together because you arranged them that way.
And the lord said unto John "Come forth and receive eternal life".
But John came fifth and won a toaster...
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fpg Forum-König
Anmeldedatum: 21.03.2006 Beiträge: 5096
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Verfasst am: 27.12.2015 19:31 Titel: |
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moin,
zimmerleute verwenden solche haubeile zum schälen und behauen von stämmen z.b. im fachwerk. das ding könnte recht alt sein, was eine "kernsanierung" ggf. ausschlösse...
suchbegriff: hippe ggf. zimmermannshippe
eine weitere und wahrscheinlichste anwendung ist das bearbeiten von reisig bzw. weidengeflecht beim ausfachen von fachwerk. mit der hippe wurde einerseits formatiert, andererseits "raugehackt" (kerben in die fachwerkständer hauen, damit die füllung besseren halt bekommt). mit dem rücken wurden die nägel eingeschlagen... das ging damit am besten, weil er schmal genug war, um zwischen die bündel zu schlagen.
der fpg _________________ tradition ist nicht das aufbewahren der asche, sondern das weiterreichen der streichhölzer ...
http://www.ausgestrahlt.de |
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S&T Hochwürden
Anmeldedatum: 07.08.2005 Beiträge: 9902 Wohnort: Gehenna
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Verfasst am: 27.12.2015 21:07 Titel: |
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im Bereich "Hippe" kenn ich bislang nur "filigraneres" Werkzeug und im Regelfall einer nach unten gezogenen Spitze. Mal noch ein bißchen graben...
Ich dachte noch an nordische Reetdächer, die entsprechenden Werkzeuge sind aber Sichel-basiert. |
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fpg Forum-König
Anmeldedatum: 21.03.2006 Beiträge: 5096
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Verfasst am: 27.12.2015 21:32 Titel: |
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moin,
... nee... so ein kinderspielzeug nimmt keiner mit auf's dach
zudem wird da wenig genagelt...
ein schieferbeil sieht so aus:
die prägungen wären auch ein interessantes forschungsobjekt. hippe wird sehr weitläufig verwendet
der fpg _________________ tradition ist nicht das aufbewahren der asche, sondern das weiterreichen der streichhölzer ...
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S&T Hochwürden
Anmeldedatum: 07.08.2005 Beiträge: 9902 Wohnort: Gehenna
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Verfasst am: 28.12.2015 20:20 Titel: |
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von Schiefer war ja auch nicht die Rede...
Ich hab im Netz eine "Häb" aus Heidesheim gefunden, also in der Tat die rheinische Variante einer "Hippe". Stammt wohl vom Beginn des 20. Jhd.
Ähnelt stark meinem Fundstück, das aus dem Westerwald stammen könnte, allerdings weit schmalere Klinge.
Drei Listen mit Schmieden / Schmiedemarken haben nur Ähnlichkeiten mit Paul Seilheimer, Solingen zu Tage gefördert, und zu dem findet sich nur was über SS-Dolche, keine Historie mit ggf. älteren Marken... |
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S&T Hochwürden
Anmeldedatum: 07.08.2005 Beiträge: 9902 Wohnort: Gehenna
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Verfasst am: 29.12.2015 10:06 Titel: |
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"Gertel", Berner Form
Freiburger Form
Tessiner Form ("Schweizer Ziehgertel")
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S&T Hochwürden
Anmeldedatum: 07.08.2005 Beiträge: 9902 Wohnort: Gehenna
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S&T Hochwürden
Anmeldedatum: 07.08.2005 Beiträge: 9902 Wohnort: Gehenna
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Verfasst am: 08.02.2016 21:01 Titel: |
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Der britische Bescheidwisser denkt bei dem Gerät an ein Werkzeug aus einer Küfer-/Böttcherwerkstatt, Mitte 19. bis frühes 20. Jhd. und rät mir, so weit als möglich die Finger davon zu lassen ("...but DO NOT overclean")...
hm... Zeit also, ein Museum aufzumachen... |
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fpg Forum-König
Anmeldedatum: 21.03.2006 Beiträge: 5096
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Verfasst am: 08.02.2016 21:39 Titel: |
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moin,
.... hmmm .... beim böttchern verwendet man keine nägel... wozu die nagelklaue ?
die fassmacher verwenden manchmal messer mit zwei griffen um die fassdauben zu schälen.
im bootsbau kennt man die auch... da würde die nagelklaue wieder sinn machen....
der fpg _________________ tradition ist nicht das aufbewahren der asche, sondern das weiterreichen der streichhölzer ...
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S&T Hochwürden
Anmeldedatum: 07.08.2005 Beiträge: 9902 Wohnort: Gehenna
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Verfasst am: 09.02.2016 09:30 Titel: |
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Ich hab da auch noch nix wirklich sinniges gefunden, alles eher Werkzeuge mit Radius, was ja einleuchtet. Er hatte sich auf den einseitigen Schliff und eben die Nagelkerbe bezogen, dabei die Begriffe "coopery" und "dry cooper" benutzt, was sich mit Küferei und Weißküfer übersetzen lässt, also eher kleineres Küchengerät statt Weinfässer. |
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kommmschmit Badisches Urvieh
Anmeldedatum: 07.08.2005 Beiträge: 11084 Wohnort: Eberbach / Baden
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Verfasst am: 09.02.2016 15:13 Titel: |
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Ich tendiere auch zu Franks Antwort der Zimmermanns- Hippe. Ich kenne ähnliche Teile aus der Waldarbeit für Reisigarbeiten und dem Ausschlagen von Unterholz. Da hat sich aber inzwischen (zumindest bei uns hier in der Gegend wenn noch kein Freischneider eingesetzt wird, das Schweizer Gertel durchgesetzt). Für den Einsatz im Zimmergewerbe spricht der einseitige Schliff der gerne an Behauwerkzeugen genommen wird. Ähnliche Präge/ Einschlagstempel kenne ich von meinen alten Handbeilen. Dort sind es die "Unterschriften/ Herkunftzeichen" der herstellenden Schmiede, da solche Werkzeuge ja noch von Hand gefertigt wurden und jeder Schmied sein eigenes Muster, seine eigene Materialrezeptur und natürlich auch seinen eigenen Schliff hatte. Ich habe mir in langen Jahren mühsamen Suchens 2 alte Handbeile eines ortsansässigen Schmieds organisiert der Werkzeuge machte die heute keiner mehr so hinbekommt. . _________________ Ich ärgere mich nicht
und wenn ich verrecke vor Zorn (mein Lebensmotto) |
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